Offener Brief des 1. Vorsitzenden

Ich möchte mich, nach 8 Jahren als 1. Vorsitzender und 10 Jahren als Teil des Vorstandes, auf diesem Wege persönlich zu meiner Entscheidung äußern, nun nicht mehr für die Wahl zum 1. Vorsitzenden des FSV Lok Eberswalde e.V. bereitzustehen.

Nachdem ich schon vor zwei Jahren aufgrund von fehlendem Personal im Vorstand sowie mangelnder Zeit meinerseits der Wiederwahl nur unter Vorbehalt zugestimmt habe, dürfte der jetzige Rückzug für einige gar nicht so überraschend kommen.

Wenn ich einen Posten übernehme, möchte ich diesen auch zu 100% wahrnehmen. Leider war mir das immer weniger möglich. Ich möchte mehr Zeit für mein Privat- und Berufsleben haben. Hinzu kamen auch neue Aufgaben ab 2019 in anderen Bereichen, die ich zusätzlich wahrnehme und die mir in der Summe nun kaum noch Zeit für den Verein lassen. Die Entscheidung, meine Ehrenamt bei Lok aufzugeben, fällt mir einerseits nicht leicht, andererseits ist es auch ein stückweit befreiend, nicht mehr ständig das Gefühl haben zu müssen, unsere Lok zu vernachlässigen.

Ich möchte mich neben allen ehemaligen Vorstandskolleginnen und -kollegen vor allem auch bei meinem aktuellen Vorstand bedanken. Wir haben trotz des beschriebenen Zeitmangels immer unproblematisch und sehr einmütig vieles in kurzer Zeit und auf Zuruf organisiert. Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei Felix Rödl, der für mich immer vieles in und um den Verein im Auge behalten und organisiert hat. Ohne ihn an meiner Seite wäre die Leitung unseres Vereins undenkbar gewesen. Nicht ohne Grund ist daraus auch eine Freundschaft entstanden.

Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern, Sponsoren, Eltern und besonders bei unseren ehrenamtlichen Lok-Trainern für die großartige Zusammenarbeit!

Rückblickend bin ich doch recht zufrieden mit meiner Zeit bei Lok. Wir haben gemeinsam sogar mehr umsetzen können, als wir uns zu Beginn einmal vorgenommen hatten! Besonders stolz bin ich auf unsere erste Entscheidung, dass unsere Juniorenteams auch künftig in den Landesligen antreten sollen. Es wurde eine Erfolgsgeschichte für unseren Nachwuchs! Wir haben uns dort mehr als nur etabliert und sind aus den Ligen nicht mehr wegzudenken. Auch schwierige Personalentscheidungen und das Brechen von Traditionen, gerade in der Anfangsphase, haben dem Verein aber letztlich neue Impulse gegeben.

Besonders infrastrukturell haben wir uns über die Jahre immer besser aufgestellt. In den Jahren neu hinzugekommene Mitglieder wissen vielleicht gar nicht, dass es viele Dinge im Verein bei unserem damaligen Amtsantritt so noch gar nicht gab. So haben wir beispielsweise unseren Verein digitalisiert und mit neuen Strukturen versehen, eine zeitgemäße Außenwirkung geschaffen, wieder eine Geschäftsstelle eingerichtet, den Stadionimbiss aufgestellt, einen eigenen Teambus angeschafft, einen Ausrüstervertrag abgeschlossen und das Flutlicht der Junior-Arena gebaut. Ein ganz besonderer und auch persönlicher Erfolg war es, den großen Traum eines Kunstrasenplatzes im Lesch-Stadion realisiert zu haben.

Sportlich bleiben mir vor allem der Aufstieg unserer Junioren in die Landesligen, der Aufstieg der 2. Männer und der Landespokalsieg unserer D-Junioren in Erinnerung. Leider durften wir in dieser Zeit nicht den Aufstieg unserer 1. Männermannschaft feiern, obwohl wir oft so nah dran waren! Diesen Erfolg würde ich mir sehr für meine Nachfolger wünschen!

Neben den vielen schönen Ereignissen möchte ich aber auch mahnende Worte an alle im Fußball richten. Vor allem das Engagement unserer ehrenamtlichen Trainer ist nicht selbstverständlich und kann nicht hoch genug geschätzt werden – sie sind das Herz unseres Vereins und sie wissen, was sie tun! Zunehmend mussten wir jedoch beobachten, wie die ein oder anderen Eltern versuchen, vehement Einfluss auf Trainer oder den Vorstand zu nehmen. Hier würde ich mich freuen, wenn Eltern den ehrenamtlich agierenden Trainern wieder mehr Vertrauen bei sportlichen Entscheidungen entgegenbringen und sich selbst mehr zurücknehmen und auch Schwächephasen der Teams gemeinsam mit ihren Kindern durchhalten. Die Kids machen in der Zeit bei uns eine Entwicklung durch und dabei sind ein schwankende Form und Tiefs ganz normal. Es ist das Hobby eurer Kinder – sie sollen vor allem Freude am Sport und am Training haben, damit sie auch lange „am Ball“ bleiben und sich spielerisch entwickeln. Wir spielen nicht um die WM – auch ein 7. Platz in der Liga ist ein tolles Ergebnis, wenn die Kids Spaß dabei haben! Und das sollte doch unser gemeinsames und primäres Ziel sein: Spaß am Sport!

Aber auch die immer weiter steigenden Vorgaben der Verbände an die gemeinnützig und ehrenamtlich geführten Fußballvereine macht mir große Sorgen. Wer soll diese ganze Arbeit neben dem Sport in solch einem Verein (bei abnehmender Bereitschaft für ein Ehrenamt) leisten? Hier muss dringend ein Abbau der Bürokratie her! Auch die immer weiter steigenden und meist hart angewendeten Geldstrafen sollten nicht einem immer größer werdenden Wasserkopf der Verbände dienen! Warum werden die eingenommenen Strafen nicht beispielsweise für die Ausbildung von Juniorenschiedsrichtern verwendet? Oder gar für eine Imageoffensive zur Gewinnung von Ehrenamtlern im Sport?

Enttäuscht bin ich persönlich von der Sparkasse Barnim, von der wir als Verein inzwischen leider keinerlei Unterstützung mehr bekommen. Vereine wie wir brauchen keine weitere Finanzierung von Sportmaterialien auf Antrag, sondern eine stetige und zuverlässige Förderung und Unterstützung, um die allgemeinen und steigenden Fixkosten zu begleichen und so letztendlich zuverlässig gute Vereinsarbeit mit starken Sportangeboten für Jung & Alt leisten zu können. Eine Institution wie die Sparkasse muss sich des Weiteren hinterfragen, warum sie eine deutliche Ungleichbehandlung bei der Bezuschussung von Fußballvereinen im Kreis unterstützt. Wir, als ein Verein mit toller Nachwuchsarbeit, sollte dafür mehr Beachtung erfahren. Ich hoffe, meine Nachfolger haben mehr Glück, um Lok bei solchen Institutionen wieder mehr in den Fokus zu rücken.

Ich wünsche meinen Nachfolgern viel Erfolg und immer ein gutes Händchen für unseren Verein. Und sollte unsere Lok mal in Not geraten, werde ich natürlich da sein!

Na vonne!

Götz Herrmann
1. Vorsitzender
FSV Lok Eberswalde e.V.